Bei dieser Erziehung bleibt der vorhandene Drahtrahmen der Spaliererziehung (2 m Reihenabstand) erhalten. Auch vom Aussehen entspricht sie weitgehend der Spaliererziehung. Bei der Umstellung wird das Altholz auf den gesamten Drahtrahmen gut verteilt und befestigt. Gegenüberliegende Spanndrähte müssen gut zusammengeheftet werden. Gegenüber der Spaliererziehung entfallen der manuelle Rebschnitt, die Binde- und Heftarbeiten vollständig. Im Winter ist ein maschineller Rebschnitt notwendig, damit das „Spalier“ erhalten bleibt. Während der Vegetationszeit wird mit ein bis zwei Laubschnitten das System in Form gehalten. Mit dieser Vorgangsweise ist der Durchmesser der Laubwand nicht so groß wie bei der Minimalschnitterziehung mit 3 m Reihenabstand. Das ermöglicht einen besseren Einsatz eines Traubenvollernters zur Traubenausdünnung.

mss_ts_austrieb

Unterschiede im Austrieb bei Minimalschnitt im Spalier (MSS, linke Bildseite) und der herkömmlichen Spaliererziehung (rechte Bildseite).

Die Vorteile im Überblick:

  • Arbeitsextensive und kostengünstige Traubenproduktion.
    • Mindestens 70 bis 80 Prozent Arbeitszeiteinsparung möglich.
    • Mindestens 15 bis 20 Prozent Kosteneinsparung möglich.
    • Keine Formierungsarbeiten am Rebstock. Rebschnitt, Biegen, Heften entfallen.
    • Durch Sommer- und Winterschnitt mit einem Laubschneider bleibt die Spalierform erhalten.
  • Ein zu hohes Ertragspotenzial in MSS-Anlagen sollte durch Ausdünnen mit einem Vollernter reguliert werden. Trauben, Traubenteile und Einzelbeeren werden dabei abgeschlagen. Wirkungen der Ausdünnung:
    • Verbesserung des Blatt/Frucht-Verhältnisses
    • Förderung der physiologischen Reife
    • Auflockerung der Traubenstruktur
    • Kleinere Beeren mit festerer Haut
    • Engeres Beerenhaut/Fruchtfleisch-Verhältnis
    • Geringeres Risiko von Traubenfäulnis
    • Reifeverzögerung durch Wachstumsstillstand, dadurch günstiger Reifeverlauf.
  • Erhöhte Ertragsstabilität: Die Verteilung der Triebe und Trauben über den gesamten Drahtrahmen machen den MSS unempfindlicher gegenüber abiotischen Schäden, wie Frost, Hagel und Sonnenbrand, sowie biotischen Schäden durch Wild.
    Gegenüber anderen tierischen Schädlingen, wie Traubenwickler, Springwurm und Rombenspanner besteht eine höhere Schadensschwelle. Die geringere Fäulnisanfälligkeit, aufgrund der lockeren Traubenstruktur und der Kleinbeerigkeit, führt zu weniger Verlusten und gesünderem Lesegut.
  • Durch den nur minimalen Rückschnitt entstehen keine größeren Wunden, weshalb Infektionen durch holzzerstörende Pilze reduziert werden (Minimierung der ESCA Gefahr).